Eine MS-Patientin mit gleichzeitiger psychischer Erkrankung lebt im Pflegeheim. Sie denkt, Physiotherapie sei die Lösung für ihre Spastik – ihre Therapeutin meint, damit sei es nicht getan: Zusätzlich sei Botox erforderlich. Wie kann hier eine gute Kommunikation unter Berücksichtigung ethischer Prinzipien gelingen? Unsere Autorin zeigt anhand eines Fallbeispiels, wie hilfreich das Konzept des Australiers Dr. Ian Edwards sein kann.

Clinical und Ethical Reasoning
Clinical Reasoning (CR) und Ethical Reasoning (ER) sind nicht nur Geschwister im Geiste, sondern untrennbar miteinander verbunden. Dr. Ian Edwards von der University of South Australia erarbeitete hierzu ein praxisnahes Konzept. Im Rahmen der Entwicklung eines internationalen Online-Ethikkurses für Physiotherapeuten für die britische Website Physiopedia Plus+ hatte ich die Gelegenheit, den australischen Kollegen zu interviewen. Er stellte mir sein Konzept der „Ethical Reasoning Brigde“vor, das aus seiner Doktoratsforschung zum Thema „Clinical Reasoning in drei Bereichen von Physiotherapie“ entstanden ist (1, 2). Die drei von ihm untersuchten Bereiche waren Orthopädische Manuelle Physiotherapie, Neurologie und Physiotherapie im Hausbesuchsbereich in Australien.