Der Kreuzband-Coper – Mythos oder Realität?
Die Behandlung einer vorderen Kreuzbandruptur ist ein medizinisches Phänomen. Nur selten werden die einzelnen Möglichkeiten so kontrovers und teilweise emotional diskutiert. Das ist umso verwunderlicher, wenn man bedenkt, dass die Nachbehandlung im Vergleich zu vielen anderen Beschwerdebildern viel besser untersucht ist. In der Literatur tauchen in diesem Zusammenhang immer wieder die Begrifflichkeiten Coper und Noncoper auf.

Was ist ein Coper?
Eine wörtliche Übersetzung für den Begriff Coper wäre „Bewältiger“. Im übertragenen Sinne auf die Ruptur des vorderen Kreuzbandes sind damit Patienten gemeint, die ohne eine operative Versorgung eine gute Funktion wiedererlangen. Gegensätzliches gilt für den Noncoper, sprich, es besteht eine eingeschränkte Funktion mit oder ohne Giving-way-Episoden. Mac Leod et al. (1) und Hurd et al. (2) definieren die Begriffe in Abhängigkeit von bestimmten posttraumatischen Phasen:
- potentieller Coper: Zeichnet sich durch die Erfüllung funktioneller und klinischer Tests innerhalb der ersten sechs Monate nach dem Indextrauma aus (Abb. 1).
- wirklicher Coper: Kehrt ohne Rekonstruktion des vorderen Kreuzbandes innerhalb von zwölf Monaten ohne Giving-way erfolgreich in den Sport zurück (auf das gleiche Niveau und in der gleichen Sportart). Er partizipiert nach der Rückkehr mindestens ein weiteres Jahr in der entsprechenden Sportart.
- potentieller Noncoper: Scheitert an funktionellen und klinischen Tests innerhalb der ersten sechs Monate.
- wirklicher Noncoper: Kehrt nicht in den Sport zurück und/oder erfährt rezidivierende Instabilitätsepisoden (Giving-way). Ein Giving-way wird als relevant angesehen, wenn es Schmerz und Schwellung über 48 Stunden verursacht.