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pt März 2021

Ist Hunger und Einsamkeit das Gleiche für unser Gehirn?

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Kateryna Kon / shutterstock.com

Ein Forscherteam um Rebecca Saxe vom Department of Brain and Cognitive Sciences am Massachusetts Institute of Technology veröffentlichte vor Kurzem eine Studie, in welcher gezeigt werden konnte, dass eine Region im Gehirn, die sogenannte Substantia nigra, bei Hunger und bei dem Verlangen nach sozialer Interaktion in ähnlicher Weise aktiviert wird.

Hierzu untersuchten die Wissenschaftler die Gehirnaktivität von 40 Probanden mittels funktioneller Magnetresonanztomografie, nachdem diese entweder zehn Stunden gefastet hatten oder zehn Stunden lang keinerlei sozialen Kontakt haben durften. Die Substantia nigra enthält Dopamin-Nervenzellen und wird in Verbindung gebracht mit dem Verlangen nach Suchtmitteln. Dopamin ist ein Neurotransmitter und vermittelt positive Gefühlserlebnisse. Die Hirnregion wurde bei der vorliegenden Untersuchung aktiver, wenn sozial isolierte Teilnehmer Bilder von Geselligkeit ansahen. Laut den Forschern zeigten die Regionen des Mittelhirns eine selektive Aktivierung auf Nahrungsmittelreize nach dem Fasten und auf soziale Reize nach der Isolation. Diese Reaktionen korrelierten mit dem selbstberichteten Verlangen. Die Region wurde ebenso aktiviert, wenn sich hungrige Probanden Bilder von Essen betrachteten. Neutrale Bilder, wie beispielsweise von Blumen, welche die Forscher als Kontrollbedingung verwendeten, aktivierten die Substantia nigra hingegen nicht. Laut Saxe sehnen sich Menschen, die gezwungen sind, isoliert zu sein, nach sozialen Interaktionen, ähnlich wie sich eine hungrige Person nach Nahrung sehnt. Das Ergebnis passe zu der intuitiven Vorstellung, dass positive soziale Interaktionen, ebenso wie Nahrung, ein menschliches Grundbedürfnis sei.

Quelle: Tomova L, Wang KL, Thompson T, et al. 2020. Acute social isolation evokes midbrain craving responses similar to hunger. Nat Neurosci 23,1597–1605.

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